Kerala, das zweite Bundesland durch das die Reise uns führt, besteht zur Hälfte aus gewaltigen Gebirgszügen und Hochebenen. Nachdem wir Anfy, der sich ab sofort um unsere Unterhaltung kümmern soll, vom Flughafen abgeholt hatten und der erstmal seinen Jetlag ausschlief, machten wir drei uns auf, eben jene magische Bergwelt zu erkunden. Nach einem kurzem Stopp in Mysore, das wir ja schon kannten, kletterten wir mit einem klapprigen Fernbus in Serpentinen hinauf nach Ooty. Nach so langer Zeit in der Millionenstadt Bangalore war das Flair der in knapp 3000 Meter Höhe gelegenen Kleinstadt eine Wohltat für unsere Gemüter. Die Menschen hier wirken entschieden relaxter als ihre Landsleute aus der lauten, versmogten Stadt. Uns gefällts in den Bergen!
Die fortgeschrittene Uhrzeit und unsere von der Busfahrt durchgewalgten Mägen trieben uns dazu, in einer regelrechten Luxussuite, inkl. Veranda und Kingsize Bed, einzuchecken. Umgerechnet 7 Euro pro Nacht und Person hört sich nicht viel an, sollte aber die teuerste Unterkunft bis jetzt bleiben.
Die Berge Keralas sind zu großen Teilen von Teeplantagen überzogen, welche die Briten während ihrer Herrschaft hier anlegten. Wir wanderten einen Tag lang durch Teefelder und aßen in einem entlegenen Bergdorf scharfes Thali. Ein anderer Tag wurde zum Tretbootfahren im nahegelegenen See und relaxen (sich um den immer wieder einsetzenden Durchfall kümmern) genutzt.
Die Inder legen keinen besonders großen Wert auf einen gemütlichen Personentransport in Bus und Bahn. Sie scheinen eine eher pragmatische Herangehensweise zu verfolgen. So ist es z. B. völlig normal eine 4 Stündige Bahnfahrt zu sechzehnt in einem kleinen, für wenige Personen ausgelegten Sitzabteil, zu bestreiten. Man mag es hier eben kuschelig! Unser üppiges Reisegepäck ist zudem in dieser Hinsicht auch nicht gerade hilfreich.
Um diese Erfahrung reicher kamen wir im von indischen Touristen vollgestopften Munnar an. Den Republic Day, der in Indien ein Feiertag ist, nutzen viele Inder zum Kurztrip in Berge, wodurch es uns nur mit viel Mühe und der Hilfe eines freundlichen Hotelangestellten, möglich war, eine kleine fensterlose Bleibe zu finden. Noch immer begeistert von der entspannten Freundlichkeit der Berginder machten wir uns auf eigene Faust auf, die Berge zu erwandern. Die Kamera spuckte einen Farbfilm nach dem anderen aus, voll von fazinierenden Bergpanoramen und Kühen, die die Gebirge durstreiften. Die inmitten der kräftig-grünen Teefelder, in einfachen Hütten, lebenden Bauern versorgten uns liebevoll mit Tee und freuten sich, neugierige Fragen stellend, über uns Weißbrote.
So langsam wird es Zeit, unseren Weg in Richung Küste aufzunehmen. Einen Zwischenstopp machen wir noch in Kumily, das etwa auf halber Strecke zwischen hier und der Küste liegt, bevor wir die angenehme Bergluft gegen die frische Brise des Arabischen Meeres eintauschen.
F, L, A.