Nach längerer Sendepause melden wir
uns hiermit mit Neuigkeiten aus unserem ersten Sozialpraktikum
zurück!
Wir arbeiten gerade in einem
Rehabilitationszentrum für derzeit etwa 50 Straßenjungs bis zum 14.
Lebensjahr.
Hintergrund dazu: Die wachsende Anzahl
an Straßenkindern in Indien ist ein modernes Phänomen. Geschätzte
80 000 Straßenkinder gibt es allein in Bangalore. Diese Kinder
verbringen ihre Tage und Nächte damit, zu betteln oder als schlecht
bzw. gar nicht bezahlte Müllsammler, Gepäckträger oder Schuhputzer
zu arbeiten. Täglich landen etwa 100 neue Straßenkinder in
Bangalore.
Im Rehabilitationszentrum, in dem wir
arbeiten, bekommen sie außer einem Schlafplatz und Essen auch eine
Betreuung, die ihnen ermöglichen soll, in die Gesellschaft
reintegriert zu werden. Das beginnt beim Einhalten von bestimmten
Tagesabläufen und Anweisungen und endet beim Erwerb von
Basis-Schulwissen.
Unsere erste Begegnung mit den Jungs
war im Klassenzimmer, wo sie gerade auf dem Boden sitzend „We wish
you a merry christmas“ einstudierten. Sie betrachteten uns mit
großen, runden und sehr neugierigen Augen. Am selben Abend noch
hingen sie an unseren Beinen und wollten uns kaum gehen lassen. Uns
fiel es zunächst schwer, uns vorzustellen, dass diese Kinder
tatsächlich viel durchgemacht haben mussten, denn sie lachten und
spielten wie jedes andere Kind auch. Dennoch merkte man ihnen in
bestimmten Situationen an, dass sie sich auf der Straße durchbeißen
mussten. So kam es ziemlich oft zu handgreiflichen
Auseinandersetzungen, die weit über das spielerische Raufen von
Jungs hinausgingen. Gleichzeitig suchten viele nach unserer Nähe und
Aufmerksamkeit und freuten sich über jede Zuwendung.
Im Voraus hatten wir schon überlegt,
was wir mit den Kindern spielen könnten, doch nach dem ersten Tag
wurde uns klar, dass unsere Ideen für diese kaum englisch
sprechenden, extrem lebhaften Jungs nicht geeignet waren.
Also spielten wir Klatsch- und
Fingerspiele aller Art, Karambole und improvisierte Spiele mit bspw.
unseren Armreifen. An einem Tag brachten wir auch buntes Papier zum
Basteln mit, was begeistert angenommen wurde. Außerdem konnten wir
die Lehrer beim Unterrichten des englischen Alphabets und den Zahlen
bis 20 unterstützen.
Unsere erste Arbeitswoche ist nun fast
zu Ende. Rückblickend fanden wir anfangs diesen chaotischen Haufen Jungs
ziemlich anstrengend, mittlerweile sind uns viele sehr ans Herz
gewachsen und wir sind traurig darüber, dass die Zeit mit den
kleinen Rackern schon vorbei ist.
Nächste Woche werden wir dann mit
Mädels zu tun haben und wir sind schon sehr gespannt!
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